Inside IHK: Stimmen aus der Vollversammlung

Roland Fitterer, Herbert Striebich, Petra Lorenz und Horst Fritz gehören seit vielen Jahren zur Vollversammlung der IHK. Nun endet ihre Amtszeit und sie blicken zurück auf eine Zeit voller Begegnungen, spannender Einblicke und gemeinsamer Entscheidungen. In Gesprächen berichten sie, warum das Engagement für sie persönlich wie beruflich ein Gewinn war und weshalb sie die Arbeit in der Vollversammlung jedem empfehlen können.

Herbert Striebich

Herbert Striebich ist seit 1993 Mitglied der Vollversammlung, seit 1982 im Verkehrsausschuss und seit 2017 im Präsidium.



Herr Striebich, welche Highlights haben Sie als sehr aktiver Ehrenamtlicher der IHK Karlsruhe erlebt?
Herbert Striebich: Das war der Neubau der IHK, Haus der Wirtschaft, und die Renovierung der Technologiefabrik. Ansonsten sind und waren die Highlights die Kontakte und die Gespräche mit Kollegen und die Besuche in Unternehmen, bei denen ich die IHK vertreten habe.
Gibt es ein „unvollendetes Ziel“ in Ihrer Amtszeit?
Herbert Striebich: Es ist uns kein Autobahnanschluss in Malsch und keiner zum Flughafen in Rheinmünster gelungen, auch die dringend benötigte zweite Rheinbrücke in Karlsruhe wurde nicht realisiert. Es ist sehr schade, dass man in dem Bereich nichts bewegen konnte.
Empfehlen Sie Mitgliedern der IHK Karlsruhe, sich für die Vollversammlung zu bewerben?
Herbert Striebich: Eindeutig ja! Wir selbstständigen Unternehmer oder Vertreter von Unternehmen müssen uns einbringen, damit der Staat nicht alles alleine richtet bzw. richten muss, sondern wir in der Wirtschaft mitreden und mitentschieden können. Ehrenamt ist für unsere Gesellschaft wichtig. Mein Engagement und die vielen Gespräche haben mir aber auch persönlich viel gebracht.
Sie kandidieren nicht mehr, geben alle Ämter auf und werden auch in Ihrem Logistikunternehmen nicht mehr an vorderster Front stehen. Fällt Ihnen das schwer?
Herbert Striebich: Ich bin jetzt 76, da können Jüngere ran. Ich habe zwei erwachsene Söhne, die im Unternehmen sind, da ist es für mich kein Problem, loszulassen.

Roland Fitterer

Roland Fitterer, Jahrgang 1957, seit 2009 Mitglied der Vollversammlung der IHK Karlsruhe, später auch Präsidiumsmitglied und Vorsitzender des Einzelhandelsausschusses.



Herr Fitterer, wie lautet das Fazit Ihres langjährigen Engagements für die IHK Karlsruhe?
Roland Fitterer: Ich konnte die Meinungsbildung zu grundlegenden Themen der regionalen Wirtschaft vorantreiben und die allgemeine Wirtschaftspolitik mitgestalten. Zum Beispiel mich für eine Vereinfachung von Genehmigungsverfahren einsetzen, um Unternehmensgründungen und Erweiterungen zu beschleunigen, oder Positionen zur Steuerpolitik entwickeln, die die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen stärken. Auch wenn ich aus dem Einzelhandel komme, konnte ich Themen einbringen, die branchenübergreifende Relevanz haben und so die Sichtweise des Handels auf allgemeine Wirtschaftsthemen stärken. Als zentrale Stimme für die Einzelhändler im IHK-Bezirk Karlsruhe.
Warum kandidieren Sie nicht mehr für die Vollversammlung?
Roland Fitterer: Ich bin der Meinung, dass sich jetzt junge Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren müssen, um die Entwicklung der regionalen Wirtschaft in der Zukunft mitzugestalten. Wir haben den Weg bereitet und die IHK für zukünftige Themen auf ein solides Fundament gestellt. Jetzt heißt es, Platz machen. Das gleiche gilt für mein Unternehmen. Unsere Kinder sind seit Jahren im Unternehmen engagiert und haben durch ihre Leistungsbereitschaft gezeigt, dass sie diese große Verantwortung, auch unseren Mitarbeitern gegenüber, übernehmen können. Es macht Spaß, vom Tellerrand zuzusehen, mit welchem Erfolg beide das Unternehmen führen.
Wie leicht fällt es Ihnen, loszulassen und nicht mehr aktiv zu sein?
Roland Fitterer: Ich bin ja noch als Präsident des Handelsverbandes Südbaden voll in den Themen drin. Die Herausforderungen für den Einzelhandel sind immens und werden nicht weniger. Mir macht es viel Freude, mich für meine Kolleginnen und Kollegen einzusetzen und unsere Themen in die Politik zu tragen. Dort mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam mit den politischen Entscheidern die Zukunft für den stationären Einzelhandel zu gestalten. Auch als Aufsichtsrat der EDEKA-Südwest bin ich bewusst vor meinem 65. Geburtstag - das ist die Altersgrenze - nicht mehr zur Wahl angetreten, um jungen engagierten Kaufleuten Platz im Gremium zu machen. Im Ethikrat der EDEKA bin ich aber immer noch engagiert dabei. Mir wird nicht langweilig!

Horst Fritz

Horst Fritz, 64, gibt 2026 die Leitung in seinem Unternehmen Fritz Automation, Forbach, ab. Parallel kandidiert er nicht mehr für die Vollversammlung, deren Mitglied er seit 2013 war. Zudem ist er seit zehn Jahren Vorsitzender des Arbeitskreises Industrie 4.0, Mitglied im Technologieausschuss und im Deutsch-französischen Ausschuss.
Herr Fritz, was waren Ihre Highlights in der Vollversammlung?
Horst Fritz: Das waren die Begegnungen mit herausragenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, z.B. mit Rudolf Scharping zum Thema China. Ich habe den Ausbau des persönlichen Netzwerks durch die Vollversammlung sehr geschätzt.
Was empfehlen Sie IHK-Mitgliedern, die überlegen, ob sie kandidieren?
Horst Fritz: Die Vollversammlung in der IHK ist die Stimme der Wirtschaft. Durch die Treffen und unsere Abstimmungen und Erklärungen können wir Wirtschaftsvertreter Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger nehmen. Diese Möglichkeit sollte man nutzen. Das bringt einen auch persönlich weiter. Ich bin stolz, mich eingebracht und meinen Beitrag geleistet zu haben.
In Ihrem Unternehmen ist Ihr Nachfolger bereits aktiv. Wird er auch im Ehrenamt der IHK in Ihre Fußstapfen treten?
Horst Fritz: Ich steige im April 2026 aus und habe mit Raphael Peteroff einen starken Nachfolger. Nicht nur als Geschäftsführer der Fritz Automation, sondern als Kandidat für die Vollversammlung im Bereich Industrie für den Raum Rastatt/Murgtal. Ich würde mich sehr freuen, wenn er künftig in der Vollversammlung für die Unternehmen der Region seine Stimme erhebt.
Fällt Ihnen dieser Wechsel leicht?
Horst Fritz: Sehr leicht. Der neue Lebensabschnitt ist perfekt für die vielen Dinge, die mir schon immer Spaß machen: Radeln, Wandern, Lesen, mit meiner Posaune jazzen oder ein Konzert im Festspielhaus besuchen. Auch ehrenamtlich will ich mich im Murgtal weiterhin dafür einsetzen, dass es auch anderen gut geht.
Sie spielen in Ihrer Freizeit Posaune. Welches Lied fällt Ihnen symbolisch als Musikbegleitung für die Vollversammlung ein?
Horst Fritz: „We are The Champions“ von Queen. Da würde ich ausnahmsweise nicht die Posaune spielen, sondern mitsingen…

Petra Lorenz

Petra Lorenz, 58, Unternehmerin, Stadträtin in Karlsruhe, Mitglied der IHK-Vollversammlung und zunächst Gastmitglied des Einzelhandelsausschusses (Frühjahr 2004 bis Frühjahr 2005). Seit Mai 2005 ist sie offizielles Mitglied des Ausschusses, seit 2009 die stellvertretende Vorsitzende.

Frau Lorenz, was haben Sie als Mitglied der Vollversammlung besonders geschätzt?
Petra Lorenz: Ich habe viele tolle Unternehmer und Unternehmen kennengelernt. Zum Beispiel Bernd Bechtold und wie er aus seiner Idee die big.bechtold-gruppe erfolgreich gemacht hat. Das fasziniert mich. Da gab es viele gute Gespräche und Erfahrungen für mich persönlich. Außerdem konnte ich als Kämpferin für den Handel dessen Belange vertreten, damit der Fokus nicht nur auf die Industrie gelegt wird. Ich habe auch die Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen sehr geschätzt. Dieser Einsatz auf Augenhöhe klappt hervorragend.
Brechen Sie eine Lanze für das Ehrenamt und das Engagement in unserer Gesellschaft?
Petra Lorenz: Ich habe leider den Eindruck, ob das jetzt im Vereinsleben ist oder wie bei der IHK, dass die Bereitschaft abnimmt, sich zu engagieren. Oft heißt es: „Dafür habe ich keine Zeit!“ Das ist eine beliebte Ausrede. Denn wenn wir uns nicht für unsere Interessen engagieren, wer soll es denn sonst tun? Es ist eine Frage der Struktur, des Organisations- und Zeitmanagements und was einem wichtig ist.
Sie sind auch politisch aktiv. Wie haben Sie die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft erlebt?
Petra Lorenz: Ich finde, es sollten mehr Leute aus der Wirtschaft in die Politik gehen. Das ist zeitintensiv, aber da kann man was bewegen. Ich stelle immer wieder in den Gremien fest, dass zu wenig Menschen mit kaufmännischem Sachverstand vertreten sind. Da sollten sich mehr aus der Wirtschaft engagieren.
Warum kandidieren Sie nicht mehr für die nächste Vollversammlung?
Petra Lorenz: Natürlich fällt es schwer, sich von etwas zu trennen, was einem wichtig ist. Ich hatte mir das reiflich überlegt. Aber jetzt sollen mal Jüngere oder Andere ran. Ich habe mich schon so lange und intensiv engagiert, dass es für mich vertretbar ist, dieses Amt jetzt abzugeben. Ich bleibe ja auch Prüferin und bin somit ehrenamtlich der IHK weiter verbunden.

Manuel Bischoff

Interview mit dem neuen Vorsitzenden der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe, Manuel Bischoff
Manuel Bischoff ist der neue Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe. Die WJ sind das Sprachrohr der jungen Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter und organisatorisch bei den Industrie- und Handelskammern angesiedelt. Dazu gehört der Austausch mit den Mitgliedern der IHK-Vollversammlung. Auch der Präsident der IHK Karlsruhe, Volker Hasbargen, war zu Beginn seiner Karriere ein Wirtschaftsjunior.
Das Motto der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe lautet 2025: „Wir im Wandel“. Gilt das auch für das Ehrenamt?
Manuel Bischoff: Unsere Gesellschaft ist insgesamt im Wandel. Wir müssen uns von alten Standards und Vorgehensweisen, die sich vor Corona etabliert hatten, ein Stück weit lösen. Manche Dinge vielleicht neu erfinden und das als Chance begreifen. Dazu gehört die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt. Bei den Wirtschaftsjunioren ist das Durchschnittsalter zwischen 30 und 40 Jahren. Ein Alter, in dem viele Kinder bekommen und beruflich durchstarten. Da werden oft andere Prioritäten als auf das Ehrenamt gesetzt, die ihre absolute Berechtigung haben und nicht mehr unbedingt dem „alten Stereotyp des klassischen Unternehmers“ entsprechen. Das heißt dann: „Family First“. Dazu haben wir bei den Wirtschaftsjunioren zum ersten Mal eine Arbeitsgruppe gegründet. Ich glaube, das war früher nicht so das Thema.
Wie wirkt sich das auf die Wirtschaftsjunioren aus? Worauf müssen Sie achten und Rücksicht nehmen?
Manuel Bischoff: Das Thema Resilienz, unternehmerische Resilienz und persönliche, wird immer wichtiger. Auf die eigene Gesundheit achten, ist seit Corona mehr in den Fokus gerückt. Da sagen immer mehr Menschen: „Sorry, ich habe so viel zu tun, ich habe keine Zeit.“ Das heißt wir müssen die Aufgaben auf mehr Schultern verteilen, aufeinander achten und ein womöglich geringeres Engagement, wie man das früher erwartet hat, nicht als Faulheit oder mangelnden Willen betrachten.
Das spricht für Vereinigungen wie die Wirtschaftsjunioren und für Netzwerke. Bringt das Engagement für die Gemeinschaft einen auch persönlich weiter?
Manuel Bischoff: Es ist wichtig, die Gemeinschaft zu sehen. Gerade um offen für den Diskurs zu sein, dass nicht nur die eigene Meinung zählt. Toleranz ist dabei sehr wichtig. Wir haben ein Spielfeld, auf dem wir miteinander und aneinander wachsen können. Wir möchten als Wirtschaftsjunioren Vorbilder sein, die was Positives bewegen wollen. Ich finde, wir brauchen noch mehr Mut und noch mehr Engagement, um was verändern zu wollen. Bei den Wirtschaftsjunioren sehe ich, dass ich nicht alleine bin, sondern dass viele eine Hands-on-Mentalität haben. Bei uns hat man die Möglichkeit, sich mit anderen zusammen aus unterschiedlichen Branchen auszutauschen und was zu bewegen. Wir fackeln nicht lange, wir gehen Themen und Probleme gemeinsam an. Das bedeutet ein Stück weit persönliches Wachstum.
Wir fragen beruflich: „Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren?“ Kann es auch einen Karriereplan für das Ehrenamt geben?
Manuel Bischoff: Das geht oft zusammen. Für mich ist die persönliche Entwicklung allumfassend. Gerade wenn es um die eigenen Werte geht. Wir tun uns als Menschen keinen Gefallen, wenn wir nur auf Gewinnmaximierung gehen. Das persönliche Wohlergehen und die eigene Gesundheit sind wichtig. Ansonsten gibt es körperliche und seelische Probleme. Da hat auch kein Arbeitgeber oder das eigene Unternehmen etwas davon. Ich habe jetzt keinen starren Plan, wie das nach meinem Jahr als Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe weitergeht. Was aber schon feststeht, dass ich mich weiter engagieren werde und ziemlich sicher noch mehr in unserem Verein „WJ SMILE“, also dass ich unser soziales Engagement stärken werde. Ich möchte neue Projekte anstoßen, und dass wir uns mit anderen Vereinen und Organisationen vernetzen, um Kräfte zu bündeln.
Das Interview führte Ute Kretschmer-Risché, Agentur exakt